Drei-Phasen-Modell nach Kurt Lewin
Change Management in drei Schritten
Change Management Methoden müssen nicht kompliziert sein. Ein gutes Beispiel dafür ist das Modell des Psychologen Kurt Lewin, das aus drei Phasen besteht. Es wurde bereits im Jahr 1947 entwickelt und gehört zu einem der ersten Modelle dieser Art. Dabei bezieht sich Lewins Modell originär auf den gesellschaftlichen Wandel, eignet sich aber auch, um Change Management in Unternehmen und anderen Organisationen zu beschreiben.
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Die Grundidee hinter diesem Modell ist, dass es bei einer Veränderung immer zwei Kräfte gibt, die zueinander im Konflikt stehen: Die retardierende Kraft bzw. widerstrebende Kraft, die dem Wandel entgegensteht sowie die akzelerierende Kraft bzw. antreibende Kraft. Laut Lewin sollte dabei dafür gesorgt werden, dass der Widerstand, also die Haltung, die sich gegen die Veränderung wehrt, in eine Haltung umgeändert wird, die die Veränderung befürwortet. Dabei sollte die Seite, die gegen die Veränderung ist, nicht dazu gezwungen werden, die Veränderung umzusetzen, sondern so erfolgen, dass diese Personen durch Bildungsmaßnahmen von sich aus freiwillig ihre Haltung zur Veränderung verändern.
Um diesen Prozess effektiver zu machen, sollte dies in Gruppen geschehen, da einzelne Individuen aus der Sicht von Lewin selten von sich aus einen Veränderungsprozess realisieren.
Welche sind die 3 Phasen von Kurt Lewin?
Diese beschriebenen Phänomene lassen sich allgemein auf kleine und große Veränderungen in der Gesellschaft anwenden. In diesem Beispiel aber sollen Sie auf das Change Management innerhalb von Unternehmen und anderen Organisationen angewendet werden. Dazu empfiehlt es sich, zumindest Teile der Kolleg:innen, frühzeitig in den Prozess einzubinden. So kann früh festgestellt werden, wie die kommende Veränderung aufgenommen wird und auf welche potenziellen Herausforderungen geachtet werden soll. Auf diese Weise kann der darauffolgende Veränderungsprozess mit der Anwendung des Drei-Phasen-Modells von Lewin besser geplant werden. Diese drei Phasen sehen folgendermaßen aus:
Phase 1: Auflockerung
Mitarbeitende werden durch Gespräche, Diskussionen, Workshops und Befragungen auf Veränderungen vorbereitet. In dieser Phase wird die Veränderung langsam eingeleitet. Hier geht es vor allem um den Diskurs und das Gewinnen von Unterstützer:innen. Diese Phase sollte mit einer kleinen Pilotgruppe zusammen in Angriff genommen werden. Mithilfe einer ausführlichen Aufklärung über die Gründe und Einzelheiten zur Veränderung soll früh dafür gesorgt werden, dass es möglichst wenige Skeptiker:innen gibt, da Gegenwind meistens durch Angst vor dem Unbekannten entsteht.
Phase 2: Hinüberleiten
Durch Training, Schulungen und Rollenmodelle werden die alten Verhaltensmuster durch neue Prozesse abgelöst. In der darauffolgenden Phase des Hinüberleitens werden anhand der neu erlangten Erkenntnisse neue Verhaltensmuster und Prozesse entwickelt. Die in der ersten Phase erdachten Veränderungen werden hier an die breite Basis kommuniziert und als neue Standards etabliert. Das bedeutet, dass sich die Veränderung in der Organisation in dieser Phase im Prozess der Umsetzung befindet, aber noch nicht vollendet ist.
Phase 3: Verfestigung
Als erfolgreich wahrgenommene Veränderungen werden unter den Beteiligten der Organisation akzeptiert und gefestigt. Nun sind die Prozesse, Werkzeuge oder andere Veränderungen ein fester Bestandteil des Arbeitsalltags und werden von allen standardmäßig gebraucht. In der abschließenden Verfestigungsphase etabliert sich das Neue somit als Standard. Ist dies der Fall, war das Change Management erfolgreich. Neue Prozesse haben sich etabliert und die Unternehmenskultur wurde nachhaltig verändert.
Vor- und Nachteile von Lewins Modell
Auch wenn das Drei-Phasen-Modell einfach gehalten ist, ist damit der Veränderungsprozess kurz und übersichtlich dargestellt. Aus diesem Grund gibt es viele Vor- und Nachteile, die zu betrachten sind, bevor sich an diesem Modell im Rahmen des Change Managements orientiert werden soll:
Vorteile des 3 Phasen Modells von Lewin:
- Mit nur drei Schritten ist es einfach und für alle verständlich, selbst für diejenigen, die noch keinerlei Erfahrung mit Change Management haben.
- Gerade wegen des Hintergrundes von Lewin als Psychologe wird die Wichtigkeit der psychologischen Aspekte eines Wandels in diesem Modell stark betont.
- Die Dynamiken, die einen Wandel fördern oder hemmen, werden berücksichtigt, beispielsweise der Widerstand von Personen, die zu der Gruppe gehören, in der eine Veränderung umgesetzt werden soll.
Nachteile des 3 Phasen Modells von Lewin:
- Es ist sehr linear, weshalb komplexe Aspekte eines Wandels ignoriert werden.
- Es enthält keine genaueren Details, wie mit bestimmten Herausforderungen umgegangen werden soll. Es wird nur erwähnt, dass diese Herausforderungen existieren.
- Dieses Modell basiert auf Rationalität und ist auf den stets rational handelnden Homo Oeconomicus zugeschnitten. Aus diesem Grund benachteiligt dieses Modell viele andere Aspekte, beispielsweise kulturelle, soziale und vor allem emotionale Aspekte.
FAQ Change Management
Was ist Change Management?
Change Management ist ein strukturierter Ansatz, um Veränderungsprozesse, z. B. in Organisationen, umzusetzen. Es umfasst Strategien, Prozesse und Werkzeuge, um den Übergang von einem aktuellen Zustand zu einem gewünschten zukünftigen Zustand zu erleichtern.
Warum ist Change Management wichtig?
Change Management ist wichtig, weil es sicherstellt, dass Veränderungen effektiv und nachhaltig implementiert werden. Es hilft, Widerstände zu überwinden, fördert die Akzeptanz und stellt sicher, dass die gewünschten Ziele erreicht werden, was zu einer besseren Leistung und höherer Mitarbeiterzufriedenheit führt.
Wie funktioniert Change Management?
Change Management funktioniert durch die Anwendung von Modellen und Methoden, die den Veränderungsprozess steuern. Dies umfasst die Analyse der aktuellen Situation, die Planung und Implementierung von Veränderungen, das Management von Widerständen und die Sicherstellung, dass die Veränderungen dauerhaft sind.
Welche Change Management-Modelle gibt es?
Es gibt mehrere Modelle des Change Management, darunter das ADKAR-Modell, Kotter’s 8-Stufen-Modell und das 3-Phasen-Modell von Lewin. Jedes Modell bietet unterschiedliche Ansätze und Werkzeuge zur erfolgreichen Umsetzung von Veränderungen.
Was sind die größten Herausforderungen im Change Management?
Zu den größten Herausforderungen im Change Management gehören Widerstände der Mitarbeitenden, mangelnde Kommunikation, unzureichende Ressourcen, fehlendes Engagement der Führungskräfte und unklare Ziele. Diese Herausforderungen können den Veränderungsprozess behindern und müssen sorgfältig gemanagt werden.
Wie kann man Widerstände im Change Management überwinden?
Widerstände im Change Management können überwunden werden durch offene und transparente Kommunikation, Einbeziehung der Mitarbeiter in den Veränderungsprozess, Bereitstellung von Schulungen und Unterstützung, und durch das Schaffen eines positiven Umfelds, das Veränderungen unterstützt.
Fazit
Das 3-Phasen-Modell von Kurt Lewin gilt nicht umsonst als ein Meilenstein im Change Management. Auch wenn es ursprünglich nicht für das Management gedacht war und auch heutzutage eher in der Theorie als in der Praxis eingesetzt wird, war es das erste Modell dieser Art, von dem auch weitere Modelle entwickelt worden. Daher eignet es sich ganz besonders gut für Anfänger:innen, die Change Management erst einmal verstehen wollen, bevor sie es umsetzen. Auch für kleinere und schnelle Veränderungen lässt sich dieses einfache Modell immer noch anwenden. Aus diesem Grund ist es immer noch lohnenswert, Lewins Drei-Stufen-Modell zu betrachten.
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