„Bewegt euch schnell und zerbrecht Dinge. Wenn ihr nichts kaputt macht, bewegt ihr euch nicht schnell genug.“ Das ist der Leitsatz von Facebook CEO Mark Zuckerberg. Welches Unternehmen will seine Daten ernsthaft diesem Haudegen anvertrauen? Doch genau das will Facebook erreichen. Interne Kommunikation und Organisation sollen zukünftig über Kalifornien abgewickelt werden. „Facebook at Work“ ist der verzweifelte Versuch von Facebook aus dem Innovationstal der letzten Jahre herauszukommen.

Facebook wird für deutsche Unternehmen niemals ein verlässlicher Partner werden. Für Social Intranets eignet es sich ohnehin nicht, denn Wissensmanagement lässt sich dort nicht betreiben. Facebook ist das Anti-Unternehmen, das auf niemanden Rücksicht nimmt, auf deutschen Datenschutz am wenigsten.

mixxt CEO Oliver Ueberholz
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Facebook will im Markt für Enterprise Social Network mitspielen. Warum das nichts wird“:   Jetzt twittern

Facebook plant Netzwerk für Büroalltag

Wir haben hier 11 Gründe zusammengestellt, warum aus diesen Plänen nichts wird :

1. Facebook ist bei den meisten Unternehmen gesperrt

Laut einer Studie von Gartner aus dem Jahre 2013 sperrt ungefähr die Hälfte der Unternehmen den Zugriff auf Facebook. Selbst wenn Unternehmen diese Sperre aufheben und selbst wenn ich wirklich auf Facebook at Work arbeite, wie werde ich wohl bei den Kollegen und Vorgesetzten wahrgenommen? Es wird sich immer wieder die Frage stellen: „Wann ist Facebook Arbeit, wann nicht?“

2. Invasiv & Nutzerfeindlich = Unternehmensfreundlich?

Keine vier Monate ist es her, da hatte Facebook noch mit den Gefühlen seiner Nutzer experimentiert, indem es einigen Nutzern vorwiegend positive und anderen Nutzern vorwiegend negative Beiträge ihrer Facebook-Freunde angezeigt hat. Der Aufschrei war groß, auch weil im Umkehrschluss damit klar wurde, dass Facebook nach eigenen Einschätzungen entscheidet, was ich als Nutzer sehe, und was nicht. Sicherlich keine verlockende Eigenschaft, wenn es um die interne Kommunikation geht.

Neue Funktionen, die auch neue Einblicke in Daten gewähren, sind üblicherweise direkt aktiviert. Der Nutzer entscheidet sich also nicht, ob er dies freigeben muss, sondern er muss herausfinden, dass diese Daten nun abrufbar sind und muss dann ebenfalls herausfinden, wie er diese Weitergabe stoppt. So war es z.B. mit der Stalking-Funktion, dem „Find Friends nearby“, das still und heimlich plötzlich allen Facebook-Freunden mitteilte, wenn man sich in deren Nähe aufhielt. Mark Zuckerberg gibt diese Taktik auch offen zu: „Der neue Standard ist öffentlich.“ („The new default is social“)

Den besten Einblick in die Denkweise von Facebook bietet übrigens der Mechanismus, sein eigenes Facebook-Profil vollständig zu löschen. Es benötigt ein halbes Studium.

Wie sollen Unternehmen nun das Vertrauen aufbringen, interne Daten bei Facebook zu belassen?

3. Kampf der Nutzermüdigkeit

Auch wenn der Umsatz regelmäßig kräftig steigt, sinkt das Nutzerwachstum in den Kernmärkten. Im ersten Quartal 2014 konnte Facebook nur ein Nutzerwachstum vorweisen, weil es in Asien und im Rest der Welt Nutzerzuwächse verzeichnen konnte. In den USA, Canada und auch in Europa neigt sich das Wachstum gegen Null. Zu hoch ist die Sättigung, zu gering das Interesse der kommenden Generationen. Ende 2013 sank die Aktivität sogar bei Nutzern zwischen 16 und 19 Jahren deutlich. Jugendliche nutzen eher Messaging-Dienste wie Snapchat (für Bilder) oder Whatsapp. Auch deshalb hat Facebook Whatsapp schnell aufgekauft. Snapchat lehnte diese Versuche aber ab.

Facebook muss neues Wachstum in seinen Ursprungsmärkten finden und versucht sich deshalb als Unternehmenslösung. Die Müdigkeit hat aber einen Grund: Solange der Lock-In-Effekt noch nicht zu stark ist, entscheidet sich der Nutzer lieber für eine Alternative. Nicht umsonst kommen halbjährlich spannende (aber leider erfolglose) Alternativen auf: App.net, Ello usw.

4. Unberechenbare Willkür

Viele Unternehmen und Institutionen haben sich bereits an Facebook die Finger verbrannt. So wurde der Stadt München von heute auf morgen die Fanpage mit 400.000 Fans gesperrt, weil Facebook die Adresse für eigene Zwecke nutzen wollte – ganz ohne Vorankündigung.

2012 verschwand ein medienwirksamer offener Brief (mein Brief) an den Oberbürgermeister der Stadt Bonn, weil ein Facebook-Algorithmus diesen als ungewünschte Werbung klassifizierte. Dies hielt zwar acht lokale Redaktionen nicht davon ab, darüber zu berichten, wirkte aber kurzzeitig als Zensur und konnte nicht rückgängig gemacht werden.

Auf Facebook verschwinden Inhalte, mal absichtlich aus eigenem Interesse, mal aus technischen Gründen. Reparaturen und sogar wohlwollende Äußerungen bleiben aus. Auch Funktionen, auf denen ganze Kommunikationsstrategien basieren, werden spontan deaktiviert, sodass Werbekunden (von denen Facebook lebt) zügig und teils kostenintensiv ihre Fanpages umbauen mussten, wie z.B. beim Like-Gating.

5. Das hatten wir schon einmal: Yammer

Ein Unternehmen hatte bereits das „Facebook für Unternehmen“ angeboten: Yammer. Es bediente sich einiger grundliegender Funktionen von Facebook, kopierte das Layout und verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Microsoft wurde dies zu viel und kaufte sich das damals hippste Unternehmen, um sein Image aufzufrischen. Yammer ließ sich diese Markenaufwertung gut bezahlen: Microsoft legte dafür 1,2 Mrd. USD auf den Tisch. Mehr als zwei Jahre später ist Yammer halbherzig in das Microsoft-Ökosystem eingebunden und erfüllt zwei der wichtigsten Kriterien von Unternehmenskunden nicht: Die lokale Installation auf eigenen Servern und die Anpassbarkeit an die eigenen Anforderungen. Deshalb wird Yammer zwar als Pionier wahrgenommen, nicht aber als Innovator.

6. Lieblose Versuche

Facebook ist nicht gerade für seine Beständigkeit bekannt. Allzuoft kommt Facebook, wie in diesem Falle, mit größeren Ideen und Neuerungen um die Ecke, nur um diese meist wenig später wieder zu beenden. So endete Facebooks Begeisterung für Facebook Places, das anfangs sehr beliebte Poke (Anstubsen) und baute plötzlich seinen allseits beliebten Messenger aus und setzte diesen in eine eigene App. Die Nutzer bedanken sich hierfür mit besonders schlechten Bewertungen, der Messenger kommt auf 1,5 von 5 Sternen im iTunes App-Store.

7. Support & Erreichbarkeit

Eines der wesentlichsten Bedürfnisse von Unternehmen ist die Erreichbarkeit und Kooperation mit einem Partner auf Augenhöhe. Bei Facebook wartet man teils Monate oder gänzlich vergebens auf Antworten aus dem Support.

8. Datensicherheit und mangelnde Sicherheitsstandards

Facebook hat auch eine Historie an erfolgreichen Hacking-Versuchen. Im September 2012 wurde so ein schwerwiegender Fehler gefunden, für dessen Meldung Facebook über 33.000 USD als Belohnung zahlte. Im August 2013 wurde eine weitere Sicherheitslücke bekannt, die es ermöglichte, an allen Privatsphäre-Einstellungen vorbei Inhalte zu veröffentlichen. Hier weigerte sich Facebook sogar aus formellen Gründen, das zuvor ausgerufene Preisgeld zu bezahlen.

Wenn Facebook neue Sicherheitsstandards einrichtet, sind diese leider nur halbherzig umgesetzt: Die Zwei-Faktor-Authentifizierung schützt nur vor Login-Versuchen von Fremdgeräten, nicht aber auf eigenen Geräten. Wem also sein Handy gestohlen wird oder wer sein Laptop verliert, kann nicht unbedingt verhindern, dass von diesen Geräten aus weitere Logins in Facebook durchgeführt werden. Dies entspricht nicht dem in der Branche üblichen Verfahren.

9. Nutzungsbedingungen

Wer versucht die Nutzungsbedingungen zu lesen, sieht schnell, wie einseitig diese aufgestellt sind. Facebook darf extrem viel, der Nutzer erhält keine oder kaum Rechte. Deutlich wurde dies kürzlich durch das noch nicht rechtskräftige Urteil des Landgerichts Berlin auf die Klage der Berliner Verbraucherschutzzentrale hin. Klickt der Nutzer auf „Spiel spielen“ oder auf „auf dem Handy laden“, werden in großem Umfang Daten an den App-Betreiber weiter gegeben. Die Nutzungsbedingungen von Facebook informieren den Nutzer darüber allerdings nicht. Zu den übergebenen Daten gehören weitreichende Informationen über den Nutzer, die Liste seiner Facebook-Freunde sowie sogar Beiträge und im kleinen Kreise veröffentlichte Chat-Mitteilungen.

10. Das Geschäftsmodell widerspricht dem Unternehmenseinsatz

Facebook verdient fast ausschließlich durch Werbung. Genau gesagt verdient Facebook an den Daten seiner Nutzer, die für Werbetreibende interessant sind. Wie wird Facebook an den Unternehmensdaten verdienen? Und welches Unternehmen möchte seine Daten ausgerechnet einem Unternehmen übergeben, das darauf spezialisiert ist, damit einen größtmöglichen Umsatz einstreichen zu können?

11. Für Social Intranets ungeeignet

Social Intranets entfalten vor allem Ihren Wert durch Wissensmanagement, die Auffindbarkeit von Wissen und Erfahrungen sowie die Beschleunigung von Prozessen. All diese Werte verkörpert Facebook nicht. Facebook-Gruppen kauen immer wieder durch die gleichen Themen, weil man innerhalb der Gruppe keine alten Erkenntnisse und Diskussionen wiederfinden kann. Nicht umsonst verließ z.B. der Bundesverband für Community Manager und Social Media Manager Facebook für eine eigene Plattform unter eigener Kontrolle.

Fazit

Facebook ist das Anti-Unternehmen. Es nimmt auf niemanden Rücksicht, am Allerwenigsten auf seine Nutzer und seine Kunden. Deshalb ist Facebook der letzte Ort, an dem man Wissensmanagement und berufliche Kommunikation abbilden möchte. Noch vielmehr ist Facebook aber das letzte Unternehmen, auf das man sich verlassen möchte. Katzenbilder sind noch lange keine Unternehmenswerte.


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