Weltmeister nur im Team

Weltmeister wird man nur mit einem perfekt abgestimmten Team. Das ist bei der Fußball-WM in Brasilien erneut bewiesen worden. Einzelkämpfer – und seien es noch so große Jahrhundertalente – haben es schwer Top-Ergebnisse zu erzielen. Ausgewogene und aufeinander abgestimmte Teams sind in ihrer Disziplin meistens überlegen. Was für den Sport gilt, ist in der Berufswelt nicht anders. Daher ist eine besonders wichtige Aufgabe für das Management, effektive Teams zu erschaffen und das Teambuilding zu unterstützen. Da alle Gruppen immer aus Menschen zusammen gesetzt werden, gibt es einige Regeln nach denen das Teambuilding funktioniert – oder eben auch nicht. Das zeigt auch das Phasenmodell nach Tuckman.

Phasenmodell nach Tuckman

Forming – Storming – Norming – Performing

Die vier Stadien der Teamentwicklung des Psychologen Bruce Tuckman sind weit verbreitet und Ihnen sicher aus vielen Kontexten bereits bekannt. Auf Deutsch werden die vier Phasen auch mit Kontakt – Konflikt – Kontrakt – Kooperation bezeichnet. Im Kern beschreibt das Phasenmodell nach Tuckman, dass alle Gruppen während ihres Bestehens immer diese Phasen durchlaufen und ähnliche Hürden zu meistern haben. Welche Handlungsempfehlungen sich in jeder einzelnen dieser Phasen für das (Community-) Management ergeben, beleuchten wir hier genauer. Galt bislang die Meinung, dass sich Teams immer nach diesen Methoden zusammen setzen und sich der Prozess von außen nicht beeinflussen lässt, ist insbesondere in der digitalen Teamarbeit viel mehr Coaching angesagt.

Virtuelle Gruppenbildung unterstützen

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich virtuelle Gruppen ähnlich verhalten, wie reale Gruppen. Die Findung und Zusammensetzung erfolgt nach ähnlichen Mustern. Zu Beginn steht ein Projekt, das gemeinsam zu Erfolg getragen werden soll. Je komplexer das Projektziel, desto heterogener und größer wird das Team gebildet. Sobald die einzelnen Teammitglieder identifiziert worden sind beginnt die spannende Forming-Phase in der sich die Teammitglieder kennen lernen, jedoch noch keine Rollenverteilung stattfindet. Auch wenn die Kompetenzen meist von Beginn an klar verteilt sind, die soziale Rollenverteilung findet aufgrund der Unsicherheit der Beteiligten jetzt noch nicht statt. Alle genießen ahnungslos die Ruhe vor dem Sturm.

Sturm zieht auf: Die Phase in der die meisten Probleme auftreten, also die Storming-Phase entscheidet hier mehr denn je über Wohl oder Wehe des weiteren Erfolgs. Die meisten Projekte scheitern in dieser Phase und nicht selten werden erfolgsversprechende Projekte hier beerdigt.

Im Gegensatz zum Teambuilding im „echten“ Leben ist in virtuellen Teams noch mehr Beeinflussung nötig und vor allem auch möglich. Denn Faktoren, die in der persönlichen Kommunikation lindernd wirken wie Mimik oder Humor, fallen hier gänzlich weg. Daher ist hier eine wohl dosierte Begleitung durch das (Community-) Management von Nöten. Besonders erfolgskritisch ist eine gute Vorbereitung auf diese Phase, sodass keine tiefen Gräben entstehen, die später nicht ohne Weiteres wieder zugeschüttet werden können. Gibt es Kommunikationsrichtlinien, die Orientierungshilfe für den gemeinsamen Umgang geben? Wissen die Teammitglieder, dass eine stürmische und stressige Phase bevorsteht? Wer beides mit Nein beantwortet wird bald viel lernen.

Storming-Phase überleben

Gruppenbildung ohne eine stressige Storming-Phase gibt es nicht. Das weiss jeder, der bereits interdisziplinär gearbeitet hat. Das Gute ist in der Digitalen Welt kann diese Phase jeder auf die für ihn beste Art überstehen. Konflikte können hier bewusst ausgetragen oder einfacher umgangen werden. Schwer zu glauben: Diese Phase wird oft als die unproduktivste bezeichnet und es wird empfohlen, diese einfach abzuwarten. Denn diese Phase lässt sich nunmal nicht vermeiden. Dabei kann man durchaus beeinflussen wie lange diese Phase andauert und wie heftig der Konflikt ausgetragen wird. Nur weil dies die irrationalste Phase ist heisst das nicht, dass keine sachliche Diskussion möglich ist. Außerdem entstehen jetzt die kreativsten Ideen. Wer als Teamleiter jetzt weghört und erst nach Beilegen der Konflikte wieder in die Teamarbeit einsteigt riskiert viele gute Ideen gar nicht mit zu bekommen.

Norming: deal with it

Endlich wieder Frieden. In dieser Phase werden Konflikte beigelegt und die Gruppe einigt sich explizit oder konkludent auf eine gemeinsame Linie. Extreme Ideen und Strategien werden hier begraben. In dieser Phase besteht besonders die Gefahr, dass alle Teammitglieder an erster Stelle weitere Konflikte vermeiden wollen und daher gute Ideen aus Konfliktscheue aufgegeben werden. Die Herausforderung für den Coach besteht in dieser Phase darin, die Kreativität jedes Einzelnen zu fördern, um nicht im Mittelmaß zu versinken. Die Freude über die wieder erlangte Harmonie im Team überdeckt oft die Tatsache, dass Minderheitenmeinungen hier geopfert werden. Denn ohne das Zurückweichen der „kreativen Ausreißer“ wäre ein Frieden gar nicht möglich.

Die gemeinsame Linie, die in der „Kontrakt“-Phase entsteht ist wichtig und sie führt das Team zum Erfolg. Das rechtfertigt aber noch lange nicht alle Ideen, Bedenken und Menschen, die links und rechts der Linie sind, abzuschreiben. Ein guter Supervisor feiert hier nicht den Frieden, sondern sammelt den kollateralen Fallout auf.

Performing-Phase ist das gelobte Land

Diese Phase bleibt vielen Teams vorenthalten. Teams, die das Tal der Tränen in den vorangegangenen 3 Phasen erfolgreich durchschritten haben, werden jetzt mit großartigen Resultaten belohnt. In dieser Phase sind fast alle Gruppen in der Lage alleine -also ohne Supervision von außen- Entscheidungen zu treffen. Der Coach kann jetzt seine Position als Außenstehender aufgeben und wieder in die Gruppe eintreten. Hat die Gruppe ihr Ziel erreicht, kann das Management den Sekt kalt stellen. Falls nicht: Repeat!

Fazit

Galt laut dem Phasenmodell nach Tuckman bislang die Prämisse, dass Gruppen diese 4 Phasen immer auf die gleiche Art durchleben und dass keine Supervision nötig und sinnvoll wäre, sind im digitalen Zeitalter ganz neue Möglichkeiten der Begleitung möglich. Zwischenergebnisse können zeitnah an Außenstehende transparent gemacht und live bewertet werden. Ideen können durch Abstimmungstools sachlich und ohne emotionale Gruppendiskussion bewertet werden. Strittige Themen können einfacher vertagt oder nicht chronologisch angegangen werden. Der Prozess der Gruppenbildung verläuft nicht linear. Jede der Phasen kann mehrfach durchlebt werden, sich wiederholen oder zum Ende der Teamarbeit führen. Eine gute Teamleitung ist sich der möglichen Probleme bewusst und bereitet sich und die Gruppe darauf vor.

 


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